Toxische Beziehungen in Gemeinschaft

Lasst uns gemeinsam bessere Antworten finden

“Was uns vereint, ist nicht, was wir schon alles wissen, sondern was wir noch alles lernen wollen. Dieser Wissensaustausch kann nur funktionieren, wenn wir offen aufeinander zugehen und uns gegenseitig wertschätzen und unterstützen. Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, die geprägt ist von Toleranz, Respekt, Neugier, Spaß, Gesprächsbereitschaft, Freundlichkeit und einem rücksichtsvollen Miteinander.” – Prinzipien des Chaos Computer Clubs

Ich möchte auf ein Problem in unseren Communities aufmerksam machen. Das nicht nur mir begegnet ist, sondern auch anderen vor mir. Ich möchte mich mit weiteren Betroffenen vernetzen, und gemeinsam Lösungsansätze und Verbesserungsvorschläge erarbeiten, damit es zukünftig bessere Antworten gibt. Für diejenigen, die eine toxische Beziehung durchmachen mussten, und für diejenigen, die helfen wollen. Das ist ein unangenehmes und schmerzhaftes Thema. Gerade deshalb sollten wir darüber reden.

Ende 2021. Ich hatte eine Beziehung geführt, durch die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen. Dafür war ich stark genug. Erst hinterher, mental und körperlich ausgelaugt, begann die Hölle. Die Hölle dessen, was man “sekundäre Viktimisierung” nennt. Wodurch das Gaslighting innerhalb der Beziehung überhaupt erst seine Wirkung entfalten konnte. Das, was für mich dann schlussendlich in einer ausgeprägten posttraumatischen Belastungsstörung mündete. Und dabei hatte ich noch sehr viel Glück. Es hätte gut weit übler ausgehen können. (Zitat Klinikleitung Gezeitenhaus: “Ich bewundere ihre Willensstärke. Normalerweise enden Leute nach einer solchen Erfahrung entweder im Knast, in der Psychiatrie, oder am Strick.”)

Ich bin seit über 20 Jahren unterwegs in verschiedenen Gruppierungen rund um den Chaos Computer Club und anderen Gemeinschaften. Rückblickend, mit dem was ich jetzt meine dazugelernt zu haben, bin ich zur Überzeugung gelangt, dass man so einige Leute vor dem völligen Absturz und Selbstmord hätte bewahren können, mit etwas mehr Wissen und etwas ausgefeilteren Unterstützungsangeboten. Lasst uns das zukünftig tun.

Seit 10 Jahren begleite und berate ich zudem beruflich für eine gemeinnützige Stiftung verschiedenste Projekte in unserem Kosmos, vernetze Akteure, und wurde vernetzt. Gemeinschaftsbildungsprozesse, -organisation und die Mediation von Konflikten stehen dabei im Zentrum unserer Arbeit. Zukünftig wollen wir uns verstärkt auch im Bereich Kinderschutz, Traumata und Gewalt einbringen. Für ein gesundes Miteinander. Gerade in Zeiten des Krieges und Hasses setzen wir uns ein, für Frieden, Freiheit, und die Achtung der Menschenrechte. Insbesondere dort, wo wir zuhause sind. Wenn wir es da hinkriegen, dann könnte es auch woanders klappen.

Du möchtest gemeinsam an diesen Themen arbeiten? Zusammen mehr Licht in die Dunkelheit tragen? Wie können wir Angebote und Verfahren zur Konfliktresolution in Communities fördern? Hilfsangebote für Betroffene schaffen? Du hast selbst gute oder schlechte Erfahrungen gemacht, oder Geschichten mitbekommen, die du teilen möchtest? Was hat dir gut getan? Was hättest du gebraucht? Gibt es noch etwas, was dir fehlt?

Ich freue mich auf weitere Gespräche zu dem Themenkomplex. Am liebsten in Person, z.B. auf dem 37c3. Lasst uns bessere Antworten entwickeln als die, die mir gegeben wurden. Damit in Zukunft möglichst keiner mehr ähnliche Erfahrungen machen muss wie ich.

Man kann etwas tun. Das mindeste ist, miteinander darüber zu reden.

Mit offenem Herzen

Moritz a.k.a. gamambel

Mail moritz@renewablefreedom.org PGP 0x0BAD489530DBB025
Mastodon @gamambel@social.tchncs.de
Matrix @serafin:tchncs.de

Anonyme Berichte können über das Kontaktformular der Stiftung z.B. via Tor Browser eingereicht werden – einfach irgendwas als Emailadresse eintragen.

“Abneigung gegen Konflikte ist Abneigung gegenüber Beziehungen. Auf sozialer Ebene leben wir nicht nur mit denen, die wir persönlich kennen. Wir haben nicht nur Einfluss auf diejenigen, die unseren Namen kennen. Der Dialog ist eine Voraussetzung für die Gesellschaft. Und ein schmerzhafter Konflikt ist einer ihrer entscheidenden Prüfungen.” (Dominic Barter, Restorative Circles)

“Oft bedarf es eines Konfliktes, um mir bewusst zu machen, zu welcher Gemeinschaft ich gehöre, und inwieweit ich bereit bin, meinen Teil der Verantwortung zu tragen.”

Couple arguing in the presence of a mediator; Bing Image Creator